Reisebericht aus Italien Teil 1
1. Etappe: Anreise mit dem Zug von Hannover nach München
Es ist alles verpackt, und wie immer hoffe ich, dass ich auch nichts vergessen habe. Ich komme bei den Packtaschen (2 vorne, 2 hinten und die Lenkertasche) diesmal auf ein Gesamtgewicht von 23 Kilogramm, das ist etwas weniger als sonst.
Also von mir aus kann es losgehen. Ich bin startklar.
Ich starte die Tour mit einer gemütlichen Anreise über zwei Tage und die erste Zugfahrt verläuft von Hannover nach München. Da es noch mehr Radfahrer gibt, die eine Herausforderung lieben, fahre ich die ersten zwei Wochen mit einem Freund zusammen.
Der ICE hat Sitzplätze für über 400 Personen und es gibt nur 8 Fahrradstellplätze. Da gibt es viel Potenzial nach oben.
2. Etappe: Weiterfahrt mit dem Zug von München nach Bologna
Eine Zugfahrt über 7 Stunden zieht sich schon etwas hin. Das Panorama aus dem Fenster ist dafür hervorragend. Dieses Bild habe ich kurz vor dem Brennerpass aufgenommen.
Nach dem Brennerpass kommt man unter anderem noch durch die Städte Brixen, Bozen und Verona. Alles sehr schöne Orte für einen Besuch, aber ich muss weiter bis nach Bologna.
Ich habe genügend Zeit für einen Rundgang in der Stadt und schon das erste Bauwerk birgt viele Geschichten. Der Palast des König Enzios aus dem 13. Jahrhundert.
Der König Enzio von Sardinien wurde in der Schlacht bei Fossalta gefangen genommen und wurde als Häftling hier bis zu seinem Tode eingesperrt und das waren immerhin 23 Jahre.
Die Basilica San Petronio ist die Hauptkirche von Bologna. Der Anblick überrascht etwas, da der untere und obere Teil der Basilica unterschiedlich gestaltet wurde.
Ich habe bisher noch keine Stadt mit so vielen Arkaden gesehen, einfach fantastisch.
Es ist Montag und hier tobt das Leben.
Kilometer 70 / Gesamt 70
Bologna nach Porretta Terme
Der Weg, aus der Stadt heraus, verläuft für die Radfahrer genau zwischen den Fahrbahnen entlang. Eine tolle Sache, so kommt keiner dem anderen in die Quere.
Hier muss es vor kurzem sehr stark geregnet haben. Die Wege am Fluss Reno sind gerade eine Zumutung. Natürlich bekommt das Fahrrad dadurch schon heute die richtige Tarnfarbe.
Eigentlich geht die geplante Strecke über diese Brücke, das hat sich nun erledigt. Egal, dann geht es eben an der normalen Nebenstraße weiter. In diesem Fall ist es kein Umweg, aber so eine Sperrung kann auch schonmal locker 10 Kilometer mehr bedeuten.
Von Bologna bis zum Zielort Porretta, fahre ich meistens am ursprünglichen Fluss Reno entlang. Er entspringt im toskanisch-emilianischen Apennin und mündet nach 211 km in die Adria.
Es ist unübersehbar, die Berge kommen immer näher.
Was für eine schöne Landschaft. Das Wetter ist natürlich mit viel Sonne und 26 Grad zum Radfahren perfekt.
Mein Ziel ist der Kur- und Ferienort Porretta, der sogar ein Thermalbad hat.
Kilometer 79 / Gesamt 149
Porretta Terme nach Florenz
Der Tag steht ganz unter dem Motto "Steigungen". Schon nach wenigen Kilometern fängt das Schieben an.
Hier verläuft auch die Wanderstrecke "Via Romea Nonantolana". Der Weg stammt aus dem VII. Jhd. n. Chr.
An jedem Pfosten der Leine hängt ein Blumentopf, da hat sich jemand wirklich Mühe gemacht und war kreativ.
Ruhesitz mit Weitsicht.
Schwups, schon bin ich in der Region Toskana.
Die Aussicht ist wunderschön, aber die Steigungen bei der Überquerung des Apennin zwingen mich immer wieder das Fahrrad zu schieben und selbst beim Schieben muss ich pausieren.
Die Verwaltung scheint für die Gestaltung des Radweges einen Künstler engagiert zu haben.
Mit der Toskana verbinde ich als erstes Zypressen und selbst hier, neben dem Radweg, sind prächtige Exemplare.
Nach über 1000 Höhenmeter und viel Flüssigkeit, bin ich in Florenz angekommen.
Das ist eine vorbildliche Trennung von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern. Keiner kommt dem anderen in die Quere und jeder hat genug Platz.
Meine erste Nacht im Zelt. Nach dem heutigen "Sportprogramm" werde ich in wenigen Sekunden einschlafen.
Kilometer 0 / Gesamt 149
Pausentag mit einem Stadtrundgang in Florenz
Der tolle Campingplatz "hu Firenze Camping in Town" ist für alle Florenzbesucher mit Zelt ein guter Ausgangspunkt. Der Campingplatz liegt ca. 6 Kilometer vom Zentrum entfernt und es gibt für 3€ einen Shuttleservice in das Zentrum.
Ein Höhepunkt in Florenz ist natürlich die Segmentbogenbrücke Ponto Vecchio über den Fluss Arno. Wenn man über die Brücke geht merkt man überhaupt nicht das man über einen Fluss spaziert. Zum einen, weil man von den vielen Leuten fast geschoben wird und zum anderen, weil rechts und links alles verbaut ist.
Was für ein bemerkenswertes Bauwerk. Die Kathedrale Santa Maria del Fiore sticht schon von weitem hervor.
Die Höhe der Kuppel beträgt vom Boden bis zur Laterne 90 m. Die Bemalung der Kuppel erzählt bestimmt eine interessante Geschichte, aber soviel Zeit habe ich dann auch nicht.
Es gibt hier an jeder Ecke bemerkenswerte Bauwerke. Ein paar Meter weiter steht beispielsweise die Franziskanerkirche Santa Croce, ebenfalls ein tolles Bauwerk. Wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt, dann sind für Florenz bestimmt drei Tage gut ausgefüllt.
Nach soviel Sightseeing gibt es jetzt ein frisches Bier an der coolen Bar "Habana 500" am Fluss Arno.
Kilometer 66 / Gesamt 215
Florenz nach Capannole
1. Bachdurchfahrt
Kleine Bäche ohne Brücken kenne ich schon von den Spanientouren. Solange das Wasser diesen Stand hat, macht es immer wieder Spaß dort durchzufahren.
Kurz danach hat ein Autofahrer seinen Wagen ziemlich unverschämt geparkt. Es nützt ja nichts, also Packtaschen ab und langsam vorbeischlängeln.
Vogel-Stillleben
Schussfahrt in den Ort Incisa in Val d'Arno.
2. Bachdurchfahrt
Etwas länger, rutschiger und nicht fahrbar ist diese Flussüberquerung. Also Schuhe ausziehen und los geht es.
Bei der "Arbei" und ich bin ohne Ausrutscher rübergekommen.
Kilometer 68 / Gesamt 283
Capannole nach Castiglione del Lago
Radfahrer-Pausenbank.
Eine fantastische Aussicht auf die toskanische Landschaft hat man in dem kleinen Ort San Pancrazio.
Ich fahre gut 10 Kilometer den "Sentiero della Bonifica" entlang, das ist ein ca. 60 Kilometer langer Fahrrad-/Wanderweg der Arezzo mit Chiusi verbindet.
Der Weg wurde früher für die Instandhaltung des Kanals und der Schleusen genutzt, somit weist er keinerlei Gefälle auf.
Das kleine Dorf Valiano ist ein Ortsteil von der Kleinstadt Montepulciano und hier überwiegt der Weinanbau.
Eine Bilderbuchlandschaft der Toskana und dann spielt heute das Wetter auch mit.
Im "Borgo Tre Rose" kann man es sich bestimmt gut gehen lassen. Also ich würde mit der Wine Tour anfangen, aber noch bin ich nicht an meinem heutigen Zielort.
Kilometer 62 / Gesamt 345
Seeumrundung bei Castiglione del Lago
Ganz ohne Gepäck fahre ich heute einmal um den Lago Trasimeno oder besser gesagt, ich "fliege" fast. Es ist schon erstaunlich was 23 Kilo weniger Gepäck ausmachen.
Der See liegt in der Region Umbrien und ist fast doppelt so groß wie das Steinhuder Meer in Niedersachsen. Wenn man ohne Umwege einmal herumfährt, dann sind es 54 Kilometer.
Die flauschigen Pappelsamen bedecken gerade ganze Bereiche, auch auf dem Campingplatz. Man kann nur hoffen, dass man keine allergischen Reaktionen bekommt.
Alte Olivenbäume sind knorrig, jeder für sich einmalig und können mehrere hundert Jahre alt werden. Eigentlich wie wir alle, nur mit dem Alter müssen wir Abstriche machen :-)
Kilometer 72 / Gesamt 417
Castiglione del Lago nach Orvieto
In dieser Landschaft und bei diesem Wetter, lässt es sich entspannt radeln.
Das Gartencenter "Margheriti Piante" bei Chiusi bietet gewaltige Zypressen zum Verkauf an und alles schon im Topf. Also, wer noch etwas für seinen Balkon benötigt, der wird hier bestimmt etwas finden.
Wahrscheinlich ist dieser Teil des Radwegs "Ciclovia del Sole" noch recht neu, da der erste Teil nur von Verona bis nach Bologna verläuft. Auf jeden Fall ist er sehr gut ausgeschildert und Teil des Radwegs Eurovelo 7, der vom Nordkap bis nach Sizilien führt.
Wer genug Zeit hat, der kann sich vom Nordkap über 7000 km nach Sizilien aufmachen und dabei durch 9 Länder reisen und man kommt dann hier vorbei.
Etwas bergig gerade, aber ich werde mit einem wunderschönen Panorama belohnt.
Die Biene im Anflug auf eine Bienenweide.
Der höchste Punkt ist heute bei der Überquerung des Valico di Monte Nibbio bei 574 m.
Mein Zielort ist die interessante Stadt Orvieto. Die gesamte Altstadt ist auf einem Felsplateau aus Tuffgestein errichtet.
Kilometer 83 / Gesamt 500
Orvieto nach Tarquinia
Kurz nach dem Frühstück geht es gleich zur Sache. Die Steigung ist steil und die Straße gerade, somit habe ich schon die erste Flasche Wasser nach einer Stunde leer. Im Hintergrund, auf dem Plateau, sieht man einen Teil von der Stadt Orvieto.
Ein Selfie im Verkehrsspiegel.
Auf dem Weg zur Küste komme ich am Lago di Bolsena vorbei.
Der See ist glücklicherweise touristisch noch nicht komplett erschlossen und deshalb gibt es hier solche idyllischen Plätzchen.
Es ist noch Vorsaison und der einzig interessierte Bojenbesucher ist ein Blässhuhn.
Wie bekommt man Aufmerksamkeit? Man verbindet 3 Kinderkarren in Reihe mit dem Fahrrad, verziert sie mit allen Italienflaggen, die man wahrscheinlich im Ort kaufen kann und aus Lautsprechern wird flotte Musik gespielt.
Wege werden zur Wildnis, wenn sie nicht benutzt werden. Die Tourenplanungssoftware weiß nicht wie häufig ein Weg benutzt wurde, deshalb werde ich hier langgeschickt. Der Weg ist nur zu erahnen und am Ende muss ich noch einen Bach überqueren, also wieder Schuhe ausziehen und rüber. Das Ganze hat natürlich etwas von Abenteuer, kostet aber immer viel Zeit und im schlimmsten Fall müsste man bei so einem "Weg" wieder zurück.
Das ist der erste Blick auf das Mittelmeer. So ein Moment muss festgehalten werden.
Direkt im Pinienwald zu zelten ist schon etwas Tolles, besonders wenn man auch noch soviel Platz hat.
Kilometer 32 / Gesamt 532
Tarquinia nach Civitavecchia und anschließend weiter mit der Fähre nach Olbia auf Sardinien
Mindestens 20 Briefkästen zähle ich an der Wand. Die Modelle sind nicht mehr im besten Zustand.
Parallel zur Küste verläuft die Strecke nach Civitavecchia. Aufgrund der fehlenden Abwechslung ist es ziemlich monoton.
Civitavecchia zählt sicherlich nicht zu den touristischen Höhepunkten von Italien, aber wo findet man ein Café, das Plätze mit so viel Liebe einrichtet.
Mit dieser Fähre fahre ich von Civitavecchia nach Olbia auf Sardinien. Die Fahrt dauert 8 Stunden.
Wenn Batman auf Deck aufpasst, dann kann hier nichts schiefgehen.
Abendstimmung auf Deck.